Das ist leider die Normalität
aus einem Interview von n-tv mit @jakob_springfeld vom 05.05.2024:
Wir leben in einer überschaubaren Stadt und seit Jahren bekommen wir als Zivilgesellschaft Drohungen und das nicht nur aus einem bestimmten Spektrum. Das kann man überall nachlesen. Ebenso wie ausbleibende Reaktionen.
Wir nutzen unseren „Bekanntheitsgrad“ und machen weiter, weil wir Kinder und Enkelkinder haben und weil wir Menschen sind. Für diese Würde standen einige von uns vor 35 Jahren bereits auf der Straße. Es ist schlimm anzusehen, mit welchem Hass und welcher Brutalität jetzt die Meinungsfreiheit wieder gekappt werden soll.
Wir machen trotzdem weiter, aber vor jeder einzelnen Veranstaltung, achten wir darauf, dass unsere Referenten geschützt ankommen und informieren die Sicherheitsbehörden. Im Wahlkampf ist Vorsicht angebracht. Aber es ist unmöglich, sich komplett zu schützen. Vor mehr oder weniger sichtbaren Anfeindungen im Alltag schützt uns sowieso niemand.
Das ist leider Normalität im Osten! Es ist überhaupt nichts Neues, dass Mitglieder demokratischer Organisationen Angst haben müssen, wenn sie sich engagieren.
Nur erhalten nicht alle Vorfälle die gleiche Aufmerksamkeit.
„So ist es eine Frage der Wahrnehmung und der gesellschaftlichen Stellung, welche Angriffe ein breites Echo und breite Solidarität finden, und welche nicht.“ stellte kürzlich auch Rechtsextremismusexperte David Begrich für den Blätter Verlag fest.
Und jungen Menschen kann man es nicht übel nehmen, wenn sie sich nicht öffentlich zeigen wollen, aber trotzdem mitorganisieren.
Noch sind wir „Alten“ da und können uns schützend davor stellen. Aber es wird in Zukunft noch schwieriger, Nachwuchs für die so wichtige Arbeit, vor allem im ländlichen Raum zu akquirieren. Bleibt diese Nachfolge erst überall aus, wird sich tatsächlich eine neue „Dimension „einstellen. Die Angst geht um.
Plauen, 10.05.2024