Tag der Befreiung – 8.Mai
Vergesst uns nicht!
Unter diesem Motto haben wir im Vorfeld zum Tag der Befreiung zusammen mit dem VVN-BdA Vogtland eine Runde durch das Vogtland und Plauen gedreht und 25 Gedenkstätten besucht. Dabei haben wir uns den Zustand der einzelnen Grabmäler angesehen und eine rote Nelke zur Andacht niedergelegt.
Aufgesucht haben wir:
Plauen & Umgebung

Plauen, Gottschaldstraße; an der Erlöserkirche
Gedenkstein
Ab 1939 konzentrierten die Faschisten jüdische Familien, die noch in „Freiheit“ waren, in größeren Städten und pferchten sie in Häusern zusammen. Von dort aus wurden sie meistens in Lager deportiert. In Plauen gab es 5 solcher „Ghetto-Häuser“. Der Gedenkstein erinnert daran.

Plauen, Oberer Bahnhof
Gedenktafel
Paul Dittmann nutzte seine Tätigkeit als Zugführer auf der Linie Plauen – Cheb zum Einschleusen antifaschistischer Literatur und anderer Materialien. Dabei fiel er in die Hände der Gestapo. Er verstarb 1942 nach seiner Freilassung an den Folgen seiner Misshandlungen.

Plauen Krausenstraße
Gedenktafel für Isidor Goldberg
Bis 1933 befanden sich hier Büro und Wohnung des jüdischen Rechtsanwalts Isidor Goldberg. Er war Vorsitzender der israelitischen Religionsgemeinde Plauen und Staatsverordneter. Er wurde von den Faschisten ermordet. Seit 1996 erinnert eine Gedenktafel daran.

Plauen, Louis-Schönherr-Straße; ehemals NARVA
Gedenkstein für Liselotte Herrmann
Liselotte Herrmann wurde 1935 wegen ihrer antifaschistischen Tätigkeit verhaftet und zum Tode verurteilt. Trotz weltweiter Proteste gegen das Urteil wurde die Mutter eines 5-Jährigen Kindes am 20. Juni 1938 hingerichtet.

Plauen, Am Tannenhof
Jüdischer Friedhof
Auf dem 1898 angelegten Friedhof wurden Juden aus dem ganzen Vogtland bestattet. Zwei Steintafeln und Dokumente berichten in der zu einer Gedenkstätte umgestalteten Feierhalle über die leidvolle Geschichte der vogtländischen Juden. In einem Gemeinschaftsgrab sind die in den Plauener Ghettohäusern Verstorbenen beigesetzt. Grabplatten an den Mauern und Nachträge auf den Grabsteinen von Angehörigen erinnern an in Konzentrationslagern umgekommene Plauener Juden.

Kauschwitz, Friedhof
Grabmal
Hier wurden die Toten aus dem Arbeitslager „Holzmühle“ beigesetzt. Auf den Tafeln zu finden sind 678 Namen der in Kauschwitz umgekommenen Menschen, doch auch zahlreiche namenslose Opfer aus anderen Orten sind hier bestattet worden.

Kauschwitz, Holzmühlenweg
Gedenkstein
Hier befand sich von 1943-1945 ein Arbeitslager für die Rüstungsindustrie. Die Faschisten verschleppten vorallem Ukrainer hierher. Die Zahl der umgekommenen Menschen übersteigt die der beurkundete von 678.

Jößnitz, Friedhof
Grabstätte
Hier wurden 3 Menschen begraben die von SS-Schergen, ähnlich der Opfer in Mylau und andern Ortes, aus einem KZ-Transportzuges geworfen wurden. Gefunden wurden sie am 27. Januar 1945 und hier zusammen mit einem Zwangsarbeiter aus Jugoslawien auf dem Friedhof beigesetzt.

Plauen, Hauptfriedhof
Ehrenmal für die Opfer des Faschismus, Urnengrab Erich Ohsers, Grabstätte der Familie Lay, Ehrenmal für sowjetische Staatsangehörige
Neben den Grabstätten der jüdischen Fabrikantenfamilie Lay, dem Urnengrab des bekannten Karrikaturisten Erich Ohsers und dem Ehrenmal für die sowjetischen Kriegsgefangenen, Soldaten und Angehörigen, welche hier beigesetzt wurden, befindet sich vor der Gedenktafel für die Opfer des Faschismus auch die letzte Ruhestätte der in den letzten Kriegstagen umgekommenen namentlich nicht bekannten KZ-Häftlinge, welche auf den Fluren von Kürbitz, Meßbach, Mißlareuth, Neundorf und Theuma von der SS in den Tod getrieben wurden.



Vogtland

Auerbach, Eisenbahnstraße
Gedenkstein
Nachdem das Ehrendenkmal für die Opfer des Faschismus und die Gedenkstätte für die Sowjetsoldaten und Zwangsarbeiter im Jahre 1990 und 1994 abgerissen worden waren, errichteten die Mitglieder des VVN-BdA mit eigenen Mitteln dieses Denkmal. Im Jahre 1995 wurde der Gedenkstein mit der Inschrift „WIDER DAS VERGESSEN 1933-1945“ eingeweiht.

Rodewisch, Friedhof
Grab
Hier ruht ein unbekannter KZ-Häftling aus dem Lager Lengenfeld, der auf dem Todesmarsch in Richtung Böhmen auf Rodewischer Flur erschossen wurde. Inschrift: roter Winkel und „Ewigen Frieden dem von faschistischer Mörderhand gefallenen unbekannten KZler“

Lengenfeld, Walkmühlenweg
Gedenkstätte
Die Gedenkstätte ist der Rest einer KZ-Baracke. In diesem Außenlager des Konzentrationslager Flossenbürg mussten Menschen aus fast allen Ländern Europas unter unmenschlichen Bedingungen für die faschistische Rüstungsindustrie schuften. 244 Menschen starben hier vor Erschöpfung oder wurden ermordet.
Reichenbach, Bürgerholz
Gedenkstätte
254 Menschen ruhen an diesem Ort in Reichenbach. Darunter sind Sowjetsoldaten und Kriegsgefangene, die in Reichenbach 1945 ihren Tod fanden. Die Inschrift : „Den Opfern des Faschismus“ mahnt bis heute.



Mylau, Friedhof
Grab
Hier ruhen vier unbekannte Männer, die aus einem Transportzug geworfen und am Bahnkörper gefunden wurden. Alles was blieb sind ihre Häftlingsnummern, welche die Inschrift des Gedenksteines zieren.

Netzschkau, Friedhof
Grab
Hier ruhen 14 Kinder, die aus ungeklärten Gründen zu Tode kamen. Lediglich die Namen erschienen in einem Notizbuch eines SS-Offiziers.

Limbach, Friedhof
Grab
Hier ruhen 7 unbekannte KZ-Häftlinge, die aus einem Transportzug geworfen wurden.

Treuen, Friedhof
Grab
Hier ruhen 9 namenlose jüdische Frauen, die im April 1945 an der Bahnstrecke bei Weißensand tot aufgefunden wurden.

Oelsnitz, Friedhof
Grab- & Gedenkstätte
Hier ruhen 49 Sowjetsoldaten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Schöneck, Friedhof
4 Gräber
Hier ruhen die sterblichen Überreste von 2 Sowjetischen, einem französischen und einem polnischen Zwangsarbeiter.

Tannenbergsthal, Klingenthaler Straße
Gedenkstätte
Hier erinnert ein Gedenkstein an die Tausenden im April 1945 durch die Klingenthaler Straße im Tannenbergsthal getriebenen KZ-Häftlingen. Wer vor Erschöpfung nicht mehr weiter konnte, wurde gnadenlos am Wegesrand erschossen.

Falkenstein, Friedhof
Gedenkstätte
Zum Gedenken an 65 ermordete jüdische Bewohner der Stadt Falkenstein und den Antifaschisten Paul Popp, Louis Müller, Oskar Hölzel sowie Max Pippig, die in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Waldheim ermordet wurden.

Klingenthal, Markt
Gedenkstein
Im Keller des Rathauses und der naheligenden „Bräckleinscheune“ wurden im April und Mai 1933 Klingenthaler Antifaschisten von SA-Schägern misshandelt und dann an die Konzentrationslager nach Colditz, Osterstein, Reichenbach und Sachsenburg verschleppt. Nach der Entfernung des Mahnmales im Jahr 1994 wurde der Stein mit der schlichten Inschrift „Wir mahnen“ und dem roten Winkel dieses jahr neu gesetzt.
Auch aus anderen Regionen erreichten uns Bilder, die ähnliches umgesetzt haben. Vielen dank dafür!
Brandenburg

Buckow, Lindenstraße
Ehrenmal
Ehrenmal zum Gedenken an 70 russische Soldaten die in den letzten Wochen des Krieges hier in der Region gefallen sind.

Wulkow / Hermsdorf, Ortseingang
Gedenkstein
Gedenkstein für ein Außenlager des KZ Theresienstadt. Das Lager bestand von April 1944 bis Februar 1945. Es hatte den Decknamen „Dachs“ und sollte dem Bau eines Ausweichlagers für die Gestapo dienen. Es hielten sich dort durschnittlich 250 vorallem jüdische Gefangene aus Theresienstadt auf.
Es ist uns wichtig, das Gedenken wachzuhalten. 75 Jahre nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus, wo wieder offenbekennende Nationalsozialisten und Geschichtsrevisionisten durch unsere Städte ziehen, liegt es an uns diese Mahnungen aufzuzeigen und in Erinnerung zu rufen.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!
Quelle: Buch „Vergesst uns nicht – Denkmäler und Grabstätten für Opfer des Faschismus“ von Peter Giersich aus dem jahre 1996