Die Unsichtbaren sichtbar machen
Da uns zahlreiche verständnislose und empörte Reaktionen, auch von der Familie von Paul Dittmann, erreicht haben, möchten wir uns hierzu nochmals ausführlich melden.
So vieles liegt in Plauen brach oder hängt schief, dass man manchmal nicht mehr weiß wo man anfangen und weitermachen soll.
Nur, wenn wir hier schweigen, wird eventuell eines der wenigen Mahnmale antifaschistischen Widerstands in einer Stadt, die eine bedeutende Rolle beim Aufstieg der Nazis spielte, aus unserem Bewusstsein verschwinden! Und das während zeitgleich Rechtsextreme keine Gelegenheit auslassen unsere Sprache, unseren Alltag, unseren Umgang, unsere Erinnerung, unsere Entscheidungen, zu beeinflussen! Was ist das für ein Zeichen?
Dies wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf unsere Kultur des Gedenkens und unseren Umgang mit Rechtsextremismus in Plauen.
„Wie wäre es, die Gedenktafel in die Nähe des Wendedenkmals zu stellen? Unter dem Thema „Mutige Plauener“? Da wird es endlich mehr gesehen und diesen Mutes gedacht“, so eine Zuschrift.
Warum eigentlich nicht?
Plauen hat viele mutige Menschen des Widerstands, nur zeigen wir oft nur unsere rühmenswerte Geschichte. Sollte nicht auch gerade die SPD dieses Andenken ehren?
Zugführer Paul Dittmann hatte schon in den 1930er Jahren den Mut, sich aufzulehnen und nicht bis 1944 zu warten, wie der in Deutschland allgemein gefeierte „Widerstand“, aus der bis dahin durchaus rechten Ecke. Weniger Publikumsverkehr bedeutet ja auch weniger Öffentlichkeitswirksamkeit, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sich die Stadt für Menschen wie Paul Dittmann schämt?
Die Bedeutung einer sogenannten Erinnerungskultur, die Entwicklung in Zusammenhang mit der Aufarbeitung und Umkämpfung während rechter Kontinuitäten und aktuellen nie deutlicheren Faschismus und rechter Haltungen verlangen mehr als einzelne stumpfe Feierlichkeiten, Gedenkfahrten und trockenen Ansprachen.
Wir arbeiten im Fachnetzwerk „Sächsische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus „sLAG“ „ schon viele Jahre und erhalten so auch Unterstützung für Veranstaltungen. Im letzten Jahr, 90 Jahre nach Machtübertragung an die Nationalsozialisten, gelang es uns eine sehr gefragte Veranstaltungsreihe in Plauen anzubieten. Zur Podiumsdiskussion „Lücke im Gedachtnis? Verdrängte Erinnerung ? Plauens NS-Geschichte und die Gegenwart“ stellte sich auch der Kulturbürgermeister Tobias Kämpf der Diskussion. Herr Kämpf (CDU) und Frank Zabel (SPD) bilden den Präventionsrat, der nun als Lösung für ständige rechtsextreme Schändungen die Gedenkplatte aus der frequentierten Öffentlichkeit entfernen möchte?
Leider gelang es nicht in Sachen „Etablierung einer Gedenkkultur“ voranzukommen, die Zusammenarbeit wurde uns wiederholt verweigert. Die restlichen Einscchätzungen bezüglich unserer Arbeit sparen wir uns. Es gelingt nur zaghaft hier ab und an gemeinsam Berührungspunkte zu zu lassen. Viele Stimmen erreichten uns im Nachgang der Podiumsdiskussion die verärgert und enttäuscht über abermalige Verwehrungen waren. Rolf Schwanitz würdigte unsere Bestrebungen und die Bedeutung der Fortführung hin zu einer unbedingten öffentlichen Auseinandersetzung, gerade im Hinblick auf die rechtsextremen Entwicklungen.
In vielen (ostdeutschen) Städten ist man schon weiter und entwickelt gemeinsam mit der Zivilgesellschaft zumindest ein Konzept. Statt nach politischem oder eigenem Dünken so eine wichtige Wahrnehmung und Haltung zu prägen.
Auf unsere Unterstützung, unser KnowHow, unser Netzwerk kann man dabei ganz sicher zählen!
Wir appellieren nochmals an die Entscheider – und auch die Menschen der Stadt Plauen:
Schaut nicht weg! Weicht nicht zurück.
Lasst nicht zu, dass wir unsere Geschichte – und noch mehr – Menschen die für unsere Zukunft ihr Leben geopfert haben, zu verstecken oder ihr Andenken zu schmälern.
Die Unsichtbaren sichtbar machen,
Biographie Paul Dittmanns im Onlinegedenkprojekt der EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft):
Dittmann, Paul – Die Unsichtbaren sichtbar machen (evgweb.de)
Plauen, 12.05.2024