Wir hatten den Organisatoren einer Kundgebung in Plauen unsere Teilnahme mit Redebeitrag zugesagt. Später wurde eine zweite Demo in Sichtweite angemeldet.
Zwei Demos, soweit alles demokratisch, denn beiden ging es um Freiheit für Palästina, nur mit unterschiedlicher Herangehensweise
Provozierend waren beide Demos. Für uns stand die Frage, wenn das schon in Plauen nicht klappt, wie soll es dann im weit entfernten Palästina und Israel laufen.
Eigentlich zeigten beide Demos dieses Bild der puren Provokation.
Die Palästina-Demo wurde durch die andere Demo immer aufgeladener und aggressiver. Die Menschen sind emotional aufgeladen, stehen unter Druck und persönlichen Erlebnissen.


Für manche wurde es eine Brüllparty ohne Inhalt, immer aufgeheizter, brüllen in Landessprache mit schwenkenden Fahnen.
Wenn man dort dazwischen steht, macht es das einem nicht leicht, Mitmenschlichkeit zu zeigen.
Die christlich geprägte Gegendemo war keinen Deut besser. Sie provozierte ebenso mit dem dumpfen Ton des Schofar und Israel-Flaggen. Ist es sinnvoll, ein Schofar zu nutzen? Gab es einen feierlichen Anlass oder ruft man zum Kampf gegen Jericho auf.
Konservative evangelikale Christen in den Vereinigten Staaten imitieren mit dem Blasen des Schofar biblische Überlieferungen: „Wo das Horn ertönt, redet Gott. Es verkündet den Sieg der Gerechten, soll Gegner einschüchtern und zur Buße rufen.“
Man stand auf den Gleisen, kam sehr nah, nur um möglichst immer mehr zu provozieren.
Aus Sicherheitsgründen löste der Veranstalter der Palästina-Demo vorzeitig auf, um weiterer Eskalation und sicher folgender Schuldzuweisung aus dem Weg zu gehen.
Wir konnten diese Kontroverse nicht verstehen. Aber so läuft es eben im Kleinen wie im Großen.
Vorbilder sind wir alle nicht. Glaubenskriege haben in der Welt schon so viel Unheil angerichtet.
Fundamentalismus ist eine Waffe, die von Gläubigen aller Religionen gerne eingesetzt wird und damit werden alle in Sippenhaft genommen.
So können eigentlich beide Demos für alle nur unbefriedigend gewesen sein.

Wir verurteilen die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste und sind solidarisch mit allen palästinensischen, jüdischen und israelischen Menschen.
Kein Verbrechen legitimiert es, Millionen von unschuldigen Menschen auf brutalste Weise kollektiv zu bestrafen.
Das wollten wir dort sagen.
Diese Erkenntnis hätten wir uns auch von der Israel-Demo gewünscht.
Israelische Freunde in Tel Aviv gehen gegen ihre Regierung auf die Straße – Woche für Woche – unter Angst und mit der Aufbietung aller Kraft.
Wir haben unseren Redebeitrag nicht gehalten. Es hat keinen Sinn gemacht, ihr könnt aber nachlesen, was wir sagen wollten, ebenso den Beitrag von Schauspieler Kai Schumann.
"Der Druck auf Israel, den Krieg im Gaza-Streifen zu beenden, wächst.
In einer gemeinsamen Erklärung fordern 28 Staaten ein sofortiges Kriegsende. Außerdem
wird Israel für das System der Verteilung von Hilfsgütern kritisiert. Israel weist die
Erklärung zurück. Sie habe keinen Bezug zur Realität und sende das falsche Signal an
die Hamas.
Was ist dann der Nutzen dieser Erklärung der 28 Staaten?
Politisch hat sie Symbolkraft, vor allem, wenn sich Staaten, die sich als Alliierte und
Freunde Israels begreifen, zusammenschließen, um sich öffentlich zu äußern. Aber
die Erklärung sagt eben nicht aus, dass Israel jetzt schon das Völkerrecht bricht.
Die Erklärung bleibt weit hinter dem zurück was machbar wäre. Aber das
Zurückbleiben hinter Machbarem umfasst eben politische, wirtschaftliche und
militärische Beziehungen der unterzeichnenden Staaten zu Israel.
Das ist unübersichtlich, verflochten und kompliziert. Von uns nicht lösbar.
Wir stehen als colorido hier, weil wir für Menschenwürde, Völkerrecht und Frieden
stehen. Die Würde eines Menschen zu achten, dass ist unser Auftrag.
Das haben wir als colorido e. V. auf der Fahne stehen:
Alle anders – alle gleich – all different – all equal.
Israel verletzt seit Monaten das humanitäre Völkerrecht in Gaza.
Wir müssen weg von dieser Symbolpolitik der Erklärungen, die uns vorgaukeln,
dass alles seine Ordnung hat und man eben nicht anders könne.
Wir verurteilen die grauenvollen Verbrechen der Hamas aufs Schärfste. Aber kein
Verbrechen legitimiert es, Millionen von unschuldigen Menschen auf brutalste Weise
kollektiv zu bestrafen.
Mehr als 200 Schauspieler, Musiker und Medienleute drängen Bundeskanzler
Friedrich Merz (CDU) zum Stopp der Waffenlieferungen an Israel und zu weiteren
Sanktionen. Das ist ein starkes Zeichen. Sie drängen den CDU-Politiker zu weiteren
Schritten: den Stopp aller deutschen Waffenexporte an Israel, Unterstützung für das
Aussetzen des EU-Assoziierungsabkommens mit Israel und die Forderung nach
einem sofortigen Waffenstillstand und einen ungehinderten Zugang für humanitäre
Hilfe. „Diese Schritte stehen in tiefem Einklang mit den europäischen Werten und
würden der israelischen Regierung unmissverständlich klarmachen, dass selbst ihre
engsten Verbündeten das Leiden nicht mehr hinnehmen können und Worte nicht
mehr reichen", heißt es in dem offenen Brief.
Worte reichen nicht mehr, man fühlt sich ungehört mit offenen Briefen, mit
Petitionen, mit anklagenden Worten. Trotzdem dürfen wir nicht nachlassen. Wir
müssen weiter mit Worten anprangern, es bleibt unser Weg.
Wir fordern Frieden. Das sollte keine Vision bleiben, sondern Gestalt annehmen. Das
bedeutet einen Gegenentwurf schaffen zu einer Welt mit Krieg, Hunger, Hass,
Ausbeutung, Zerstörung der Natur und der menschlichen Persönlichkeit. Dafür
müssen wir mehr werden. Das wird uns viel abverlangen. Wir werden über große
Hürden springen müssen, aber wir müssen das schaffen, sonst verlieren wir alle
immer mehr.
Für das Menschenrecht auf Frieden – HUMAN RIGHT TO PEACE."
colorido e. V.
Redebeitrag Kai Schumann
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich wäre heute gerne bei euch. Danke, dass ihr für das palästinensische Volk auf die Straße geht.
Der Völkermord, den die israelische Regierung an den Palästinenser:innen verübt muss endlich gestoppt werden.
Jeden Tag sterben Menschen im Bombenhagel der IDF, die dein Bruder oder deine Schwester, deine Mutter oder dein Vater oder dein Kind sein könnten. Eine ganze Generation von Kindern traumatisiert, durch das Feuer israelischer „Selbstverteidigung“ ihrer Familien und Gliedmaßen beraubt.
Aushungern, vertreiben, verhaften, foltern, ermorden, verstümmeln, die Mittel sind vielfältig, die Netanjahu und seine Kriegsverbrecherkollegen anwenden, um ihren Traum von Groß-Israel durchzusetzen.
Und Deutschland hilft Ihnen dabei. Unser Land liefert die Waffen für diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit, unsere Medien verbreiten die Propaganda der Kriegsverbrecher und canceln hier viele kritische Stimmen.
Das muss sich ändern.
Die Palästinenser:innen haben wie jeder andere Mensch, das Recht
in Wurde und Freiheit zu leben.
Wir können hier dafür kämpfen, dass unser Staat seine Verantwortung aus seiner eigenen mörderischen Geschichte ernst nimmt und für die Menschenrechte einsteht. Das ist unsere Pflicht und unsere Aufgabe.
In diesem Sinn: I will be for FREE PALASTINE!!! – Ich bin für ein freies Palästina!
Liebe Grüße Kai Schumann (Schauspieler)
In einem kurzen Fazit sind wir dankbar, dass wir ein Angebot der Organisator*innen bekamen, unsere Gespräche in Räumen fortzusetzen – als Workshops oder in einem anderen Format.
Darüber werden wir demnächst sprechen und wir denken, das ist gut so.
Uns ging es um die Menschenwürde, die zu bewahren ist für uns als Verein gesetzt. Dieses Menschenbild muss man sich erhalten – mit Überparteilichkeit und null Dominanz einer Religion
In Plauen leben derzeit acht palästinensische Familien.
Denkwürdiges Zitat von Dr. Cihan Celik
„Zu viele Menschen wollen
nicht begreifen,
dass es in der Debatte um Gaza
nicht nur zwei Seiten gibt –
sondern auch eine dritte:
die der universell geltenden,
kompromisslosen Humanität.
In Deutschland brauchen wir
mehr Stimmen,
die sich der Polarisierung entgegenstellen.“
Dr. Cihan Celik