10.04.2022 Täterspuren – Opfermythen dekonstruieren – Ein historischer Stadtrundgang

/ Erinnerungsarbeit, Internationale Wochen gegen Rassismus, Projekte

Täterspuren – Opfermythen dekonstruieren – Ein historischer Stadtrundgang

Beginnend 15.00 Uhr am Oberen Bahnhof in Plauen werden wir uns auf die Spuren der Täter des Nationalsozialismus begeben.

Die alliierte Bombardierung der Stadt Plauen am 10. April jährt sich zum 77. Mal.

Neonazis nutzen dieses Ereignis, um geschichtsrevisionistisches Gedankengut an die Öffentlichkeit zu tragen. Der Mythos eines „unschuldigen“ Plauens ist noch immer existent, die wichtige Funktion der Stadt für den Aufstieg des Nationalismus und später die NS-Kriegsmaschinerie bleibt dabei ausgeblendet.

Wir halten es für notwendig, diesen ständig wiederkehrenden Opfermythen ein aufgeklärtes Geschichtsbild entgegenzuhalten. Deshalb wollen wir an verschiedenen Eckpunkten der Stadt auf ehemalige Täter aufmerksam machen.

Plauen war keine „Opferstadt“ im Gegenteil, Plauen war von der ersten Stunde an eine Stadt des Nationalsozialismus. Sie spielte eine wichtige Rolle beim Aufstieg der Nazis, war Schauplatz deutscher Kriegsindustrie und Ort antisemitischer und politischer Verfolgung.

In Plauen gab es KZ-Außenstellen, Zwangsarbeit, Ghettohäuser. Leider gibt es viel zu wenig Erinnerung an dieses Leid in unserer Stadt.

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Nichtort „Weisser Stein“ in Plauen – Kultur des Vergessens

„Das Gelände liegt nicht brach – es blüht.“                               

Corinne Douarre

„Die als VOMAG (Vogtländische Maschinenfabrik A.-G. Plauen i. V.) bekannte Firma wurde 1881 gegründet und später erweitert. Der international renommierte Großbetrieb stellte u. a. Stickmaschinen, Druckmaschinen, Lastkraftwagen, Omnibusse, Webstühle und Werkzeugmaschinen her. Die VOMAG hatte einen hohen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt.“ (vgl. Weiß, Frank: Plauen auf historischen Postkarten. Vogtland-Verlag, Plauen 1991)

„Als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ erhielt die Vogtländische Maschinenfabrik zum 1. Mai 1943 das „Gaudiplom für hervorragende Leistungen“. „Fremdarbeiter“, vorrangig Facharbeiter aus dem verbündeten Italien, arbeiteten nun in dem Plauener Werk. Gleichzeitig wurden mehrere  tausend Zwangsarbeiter, insbesondere Jugoslawen, Polen und Russen, unter unmenschlichsten Bedingungen im Vomag-Werk für die Rüstung verschlissen. Vereinzelt leisteten die Vomag-Arbeiter Widerstand und gaben den Hungernden trotz drohender Strafe etwas zu essen.“

(vgl. Mathien, Axel Oskar: Vomag – Die fast vergessene Automobilmarke. Berlin-Friedenau 1994, S. 140)

„Oberste Priorität genoss nun der Bau von Panzern, für die man noch 1943 am Leuchtmühlenweg eigens eine neue Montagehalle fertigstellte.

(vgl. Mathien, Axel Oskar: Vomag – Die fast vergessene Automobilmarke. Berlin-Friedenau 1994, S. 141)

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